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Wie fängt man das menschliche Ideal ein - das Beste aus unserem Mut, unserer Gelassenheit, unserer Würde und Anmut? Das Wort "Akt" hingegen hat im allgemeinen Sprachgebrauch keinen unangenehmen Beigeschmack. Während Nacktheit beim Baden, beim Umziehen und beim Sex zur menschlichen Erfahrung gehört, erhebt der Akt in der Kunst den Anspruch, den nackten Körper als Allegorie darzustellen, indem er den tatsächlichen Glanz als Ausdruck psychischer oder rationaler Sorgfalt zeigt. Aber trägt er das auch aus? Der britische Historiker Kenneth Clark fasste die traditionelle Unterscheidung zwischen nackt und nackt in seinem Buch The Nude: A Study in Ideal Form" zusammen und schrieb: "Nackt zu sein bedeutet, seiner Kleidung beraubt zu sein, und der dargestellte Begriff impliziert etwas von dem Stress, den fast alle von uns in diesem Zustand empfinden. Mit dem nackten menschlichen Körper, versteht sich. Das verschwommene Bild, das er in die Gedanken einbringt, ist definitiv nicht das eines zusammengekauerten und wehrlosen Systems, sondern das eines ausgeglichenen, wohlhabenden und selbstbewussten Körpers: des Körpers in neuer Form."

Der Körper als unpolitische Utopie - das klingt doch ziemlich gut, oder? Aber wie immer können Kunstwerke und ihre Aufzeichnungen unordentlicher sein als das.

Eine kurze Geschichte der Nacktheit in der Kunst

Nacktheit in der Kunst ist wohl so alt wie die Kunst selbst. Antike Skulpturen, die als Venus bezeichnet werden, sind heute nackt dargestellt und mit vergrößerten Genitalien und Brüsten bekleidet. Die 40.000 Kalenderjahre alte Venus von Hohle Fels, die älteste bekannte Darstellung der menschlichen Gestalt, wird nackt sein, mit übertriebenen Geschlechtsmerkmalen - ein anschauliches Bild der neolithischen Ideale auf dramatische Weise. Die Griechen liebten schöne Männer, und inspiriert von den monumentalen Skulpturen Ägyptens entwickelten sie um 600 v. Chr. eine ganze Gattung nackter männlicher Skulpturen, die Kouroi genannt wurden. Die nackte Frau erschien später, als der Bildhauer Praxiteles den Auftrag erhielt, eine badende, aber bekleidete Aphrodite zu schaffen, und eine zweite Version in nacktem Zustand schuf, die zum Schutzsymbol von Knidos wurde, der Stadt, die sie erwarb. Aber auch wenn der individuelle menschliche Körper erst seit dem Neolithikum gezeigt und verehrt wird, verdanken wir den alten Griechen unser modernes Verständnis des Aktes, insbesondere ihren Skulpturen von natürlichen männlichen Athleten.

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Nacktheit als Verletzlichkeit und Schwäche

Obwohl der griechische Kouroi und die Aphrodite von Knidos vor mehr als 2300 Jahren geschaffen wurden, begründeten sie eine geschlechtsspezifische Darstellung, die bis heute anhält. Kouroi beschrieb die Sorte, die als die tapfere Unartige bekannt ist, während Aphrodite den Grundstein für den unterwürfigen Akt legte. Kouroi stellen passende kleine Männer dar - ihre Nacktheit ist unsexualisiert und unbewusst. Erhöhte Prozente und Proportionen erklären ihre tatsächlichen Fähigkeiten, und ihre Nacktheit drückt die Eroberung des Intellekts über die Hemmung aus. Ihre Haltung drückt Zurückhaltung, ja sogar Verletzlichkeit aus. Die Entblößung des männlichen Ganzkörpers vermittelt neben der Aristokratie auch die Unverwundbarkeit des Themas. Von Anfang an war der Hinweis zunächst klar - der männliche Gesamtkörper war geistig am besten, und der menschliche Körper des Mädchens schien sinnlich richtig zu sein. Im Gegensatz dazu bedeckt Aphrodite zart ihren Schambereich in einer Geste, die so gebräuchlich wurde, dass man sie als pudica oder "die bescheidene Pose" bezeichnete. Aphrodite ist sich ihrer Nacktheit bewusst und schützt sich vor den sexualisierten Blicken der Betrachter.

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Nackte Superhelden

Nachdem die Betonung von Keuschheit und Zölibat in der christlichen Welt des Mittelalters dazu führte, dass die meisten Körper einige hundert Jahre lang bekleidet blieben, wurde der Akt in der westlichen Kunst während der italienischen Renaissance wiedergeboren. Musiker und Künstler, die sich von der griechisch-römischen Denkweise und der bildenden Kunst inspirieren ließen, dehnten die Tropen der heroischen und unterwürfigen Akte auf dekadente Extreme aus. Michelangelo verwandelte biblische Heilige in nackte Rinderköpfe, und sein donnernder David ist sowohl würdevoll als auch körperlich ansprechend gestaltet. Jacques-Louis Davids Die Intervention der Sabinerinnen verwandelte historische Figuren in nackte Superhelden, der perlende Tatius trägt sogar einen Umhang!

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Wurde der heroische Akt in der Renaissance übertrieben, so wurde der unterwürfige Oben-ohne-Akt in einem völlig lächerlichen Ausmaß erotisiert. Tizians Venus von Urbino liegt nicht nur auf zerknitterten Laken und blickt den Betrachter einladend an, sondern ihre Handfläche, die sie in der klassischen Pudica-Berührung über sich selbst ausbreitet, könnte alternativ auch dazu dienen, sich selbst sexuell zu drücken.

Und so geht es weiter durch den Barock und das Rokoko. Es scheint, dass die meisten Figuren in der Renaissancemalerei nackt sind, aber sie sind dabei sicher fröhlich. Peter Paul Rubens' üppige weibliche Körper führten zu dem Begriff Rubenesk, und François Boucher sammelte seine Akte in mit üppigem Grün und Samt überladenen Hafengärten.

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Der Akt in der nicht-westlichen Kunst

Der Akt ist eine weitgehend westliche Idee, eine klassische ästhetische Form, die von Kunstliebhabern, die verzweifelt nach einer Möglichkeit suchten, die strengen christlichen Sitten ihrer dominanten Kultur zu umgehen, übernommen und genüsslich erweitert wurde. Wie nicht anders zu erwarten, hat sich der nackte menschliche Körper in allen Ländern der Welt manifestiert, und die Untersuchung von Beispielen aus zwei Kulturen, in denen Nacktheit auf unterschiedliche Weise dargestellt wurde, wird hoffentlich klären, warum "das Nackte" nur in Kulturen mit ganz bestimmten Vorlieben erscheinen konnte.

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Die Nacktheit in Japan

Irgendwann in der Muromachi-Ära, zwischen 1336 und 1573, also mitten in der italienischen Renaissance, wurde Japan mit den sorgfältig illustrierten medizinischen Handbüchern Chinas bekannt gemacht. Natürlich wurde der elegante Stil der Linienkunst auf die Pornografie übertragen. Fast jeder Edo-Künstler schuf neben seinen anderen Projekten auch Shunga, und es heißt, dass alle japanischen Bürger daran Gefallen fanden, außer vielleicht das schwerfällige alte Shogunat. Diese erotischen Kunstwerke, die als shunga bezeichnet werden, was so viel wie "Frühling" bedeutet und ein Euphemismus für Sex ist, erfreuten sich großer Beliebtheit und waren in der Edo-Zeit alltäglich.

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Wenn also explizite erotische Kunst im Japan der Edo-Zeit völlig normalisiert war, was bedeutet das für den westlichen Akt? Matsumoto fährt fort: "Shunga repräsentierten lustvolle Befriedigung, die sowohl Heterosexualität als auch Homosexualität bündelte, jeweils nicht nur wahrgenommen, sondern zusätzlich motiviert." Ehrlich gesagt, auch heute sind wir kaum so wach. In ihrem Aufsatz Sexualität in Japan schreibt Kiyoshi Matsumoto: "Der Sex in Asien entwickelte sich individuell aus dem des japanischen Festlandes, da Japan die konfuzianische Auffassung von der Ehe nicht übernommen hat." Ohne einen strengen religiösen Kodex, der Keuschheit erzwingt, war die asiatische Kultur von sexuellen Äußerungen unbeeindruckt und hatte phallische Objekte seit ihrer prähistorischen Zeit als heilig ausgestellt.

Die Nacktheit in Indien

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Wenn Sie mit der Yoni und der Linga vertraut sind, wissen Sie, worauf wir hinauswollen, aber fangen wir mit Folgendem an: In den Worten von Kishore Singh, Kunstvertreter und Kritiker der Delhi Art Gallery: "Traditionell hat der unbekleidete Körper keinen wirklichen Kommentar hervorgerufen; das bekleidete System schien nicht wirklich Teil unserer Bräuche zu sein. Ein Kleidungsstück wie die Bluse kam zum Beispiel erst vor 200 Jahren in Gebrauch." Das bedeutet, dass Nacktheit während des größten Teils der indischen Kunstgeschichte völlig normal war.

Arten von Nacktheit in der Kunst

Monumentaler Akt

Als moderner Cousin des heroischen Akts zeigen monumentale Akte den ganzen Körper in einer neuen Steigerung, und das nicht nur wörtlich. Die Figur in Abaporu von Tarsila do Amaral wirkt durch ihre gestreckte Perspektive kolossal, und Tamara de Lempickas Die schöne Rafaela in Grün vereinfacht und glättet die Figur, um auf einer kleinen Leinwand eine riesige Landschaft aus Fleisch darzustellen.

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Konfrontativer Akt

Der klassische Akt ist sich des Blicks des Betrachters nicht bewusst. In The Nude Maja, Francwill beco Goyas vertrauliches Sujet ist definitiv völlig bewusst und schamlos. Das Nude Girl von Gwendolen Mary John wirkt erschöpft von der Betrachtung, und The Marchesa Casati von Romaine Brooks hebt sich selbst bedrohlich hervor und scheint ihre Nacktheit als Waffe zu benutzen. Jüngere Künstler haben dieses Muster jedoch mit Subjekten durchbrochen, die sich dem Blick des Betrachters stellen. Sie existieren in einer erzählerischen Momentaufnahme, die für unsere Betrachtung aufbewahrt wird.

Rhythmischer Akt

Der Körper in Bewegung stellt für Maler und Bildhauer eine besondere Herausforderung dar. Suzanne Valadon, die nach einer kurzen Karriere als Akrobatin mit körperlichen Bewegungen bestens vertraut ist, kombiniert in The Launch of the Net drei Figuren zu einer einzigen angedeuteten Bewegung. Ben Enwonwu verzerrt den physischen Körper, um die Bewegung in Negritude einzufangen.

Liegender Akt

Der liegende Akt ist in der Kunst lächerlich weit verbreitet. Manet untersuchte diese Form in Olympia, wo das unanständige Subjekt eindeutig eine Prostituierte ist, und der Besucher definitiv in die Position seines Freiers versetzt wird. Das Tepidarium von Lawrence Alma-Tadema ist ein perfektes Beispiel, aber es gibt noch viele, viele mehr. Das Thema der nackten Frauen, die sich in schmachtender Weise über Möbel aus dem sechsten Jahrhundert hüllen, erfreute sich in der Blütezeit der orientalischen Kunst großer Beliebtheit und wurde als Odalisken bezeichnet, eine Bezeichnung für die Sklavinnen in türkischen Harems. Aber die Subversion ist nicht zu übersehen, und es ist schwierig, einen liegenden Akt als etwas anderes als eine aufreizende Zurschaustellung von sexueller Verfügbarkeit zu erklären. Und während das beiläufige Ruhen am Tag sicherlich als das Beste der Bequemlichkeit angesehen werden kann, ist die Wahrheit viel lasziver. Ehrlich gesagt, sie ist einfach überall.

Als zeitgenössische Betrachter von Kunst ist es sinnvoll, sich die Frage zu stellen: "Für wen ist die Kunst bestimmt?" Der Akt ist ein kompliziertes Thema, weil er den Anspruch erhebt, das Beste der Menschheit zu repräsentieren, sich aber nicht von den Vorurteilen und Vorlieben der Menschen befreien kann, die ihn schaffen.

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